Dem kirchlichen Teil des St.-Jodokritts in Tännesberg schließt sich ein Mittelaltermarkt mit historischem Festzug an
Tännesberg. (fz) „Stellen Sie sich vor, einem oberpfälzer Kuhpritscher verreckt das Vieh, der Stall ist leer und die Stube voller Kinder“.
Auf diesen einfachen Nenner brachte Pfarrer Wilhelm Bauer in seiner Predigt beim Jodokritt mit 145 Pferden, Reitern und vielen Fußgruppen auf dem Freialtar vor der Jodokkirche den Ursprung der zweitgrößten Pferdewallfahrt Ostbayerns. Am Nachmittag schloss sich nahtlos der Mittelaltermarkt mit dem historischen Festzug durch Tännesbergs Straßen an.
Es ist immer wieder beeindruckend, die Predigten des Tännesberger Geistlichen zu vernehmen. Er brauchte allerdings eine kräftige Stimme, um die Mitpilger beim Jodokritt zu erreichen. Denn diese hatten sich bei 30 Grad Hitze schon um 9 Uhr hoch in den Wald verzogen.
Der Obhut anvertraut
„Tiere sind der Obhut des Menschen anvertraut“, wusste der Geistliche. Dieser dürfe sie aber weder vergöttern noch zum goldenen Kalb machen, auf keinen Fall aber im anderen Extrem diese quälen. Die Botschaft des Predigers auf dem Freialtar vor der Kirche war, sich das Vorbild des Einsiedlers Jodok zu eigen zu machen zur inneren Ruhe und Stille umzukehren.
Pünktlich um 9 Uhr hatte sich der Jodokritt, die Erfüllung des Gelübdes, das die Tännesberger bei einer Viehseuche 1792 ablegten, am Sportplatz in Bewegung gesetzt. An der Pfarrkirche stieg Pfarrer Bauer auf den von sechs Pferden gezogenen Allerheiligstenwagen zu.
Reiter zu Pferde, die Geschichte Tännesbergs repräsentierend, sowie Fußgruppen wie die Pilger aus Wien und Ehrengäste mit Bürgermeister Max Völkl zogen unter dem Gebet von Erich Spickenreither, das auf der ganzen Pilgerstrecke über Lautsprecher mitgebetet werden konnte, zum Jodokkirchlein.
Allerlei Tand
Der kirchlichen Feier schloss sich dann die weltliche mit dem Marktreigen und Mittelalterspectaculum im Ort an. Begonnen hatte dieses bereits am Samstag. Geboten waren zahlreiche Stände mit allerlei Tand, Ritterlager und Schaukämpfe, Hexenverbrennung, Darbietungen von Gauklern, ein bunt gemischtes Kinderprogramm und der historische Festzug am Sonntagnachmittag. 34 Grad Hitze machten die Ortsmitte zu einem Glutofen. Die Besucherzahl lag wohl deshalb hinter der der Vorjahre zurück. Fahnenschwinger und die Kolpingfanfaren führten den Zug durch die Straßen des Marktes.
Wem vom langen Marsch durch das mittelalterliche Tännesberg die Füße weh taten, der konnte bei den Waschweibern ein Fußbad nehmen.
Historische Reiter
Historische Reiter, wie etwa Landrat Simon Wittmann als Marktrichter, weitere Reitergruppen und Vereine aus der Marktgemeinde und Umgebung, Feuerspucker, sowie Musikgruppen wechselten sich ab. Stars des Zuges waren sicherlich Ali und Said. Erstmals nämlich waren in Tännesberg zwei Kamele dabei. Die beiden aus dem Kaukasus stammenden Tiere eines Schnaittenbachers zogen mit stoischer Ruhe durch den Ort, ließen sich an der Kirche nieder und beobachteten den vorbei ziehenden Zug.
Reiter nehmen Wimpel und Medaillen für langjährige Treue zum Jodok-Ritt in Empfang
Tännesberg. (es) „Was wäre ein Jodok-Ritt ohne Pferde?“, fragte Hans-Peter Klünner, Vorsitzender des Fördervereins St. Jodok-Ritt am Sonntag bei der Reiterehrung nach dem Gottesdienst.
Bei den hochsommerlichen Temperaturen gelte den Reitern ein besonderer Dank. Einige von ihnen halten dem Jodok-Ritt schon seit vielen Jahren die Treue, nehmen oft viele Kilometer auf sich.
Für Andreas und Sabine Gruber, Lückenrieth, war es beim Zapfenstreich das zehnte Mal. Sie erhielten dafür einen Wimpel. Katharina Meißner, Oberlind, und Vanessa Hopfner, Moosbach, dankte Klünner für ihre 20. Teilnahme mit einer Medaille in Gold. Auf die stolze Zahl von 25 Teilnahmen brachten es Reinhard Hollmann, Tännesberg, Ludwig Schlagenhaufer, Neustadt/WN, und Albert Beer, Windischeschenbach. Der Vorsitzende überreichte jedem mit Josef Grötsch vom Förderverein die bei den Reitern begehrte Standarte. Bild: es
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